Zahnprobleme frühzeitig erkennen: Regelmäßig werden uns kleine Heimtiere vorgestellt, die ihr Futter verweigern, mit den Zähnen knirschen, Gewicht verlieren, Durchfall haben oder ein verändertes Putzverhalten zeigen.
Als Tierärztin denke ich in solchen Fällen zuerst an die Zähne. Denn falsche Fütterung oder eine Schonung durch eine Schleimhautverletzung kann schon ausreichen, um das Heimtiergebiss ins Ungleichgewicht zu bringen.
Anders als bei uns wachsen Heimtierzähne stetig. Das heißt, dass schon ein Tag ausreichen kann, um eine Fehlstellung zu provozieren. Bleibt ein solcher Zustand länger, kann durch die veränderten Druckkräfte das Wachstum umgewandelt werden: Die Zähne wachsen retrograd, also in den Kiefer hinein.
Dieser Zustand ist mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen, sondern kann nur auf Röntgenbildern diagnostiziert werden.
Aber nicht nur falsches Zahnwachstum stellt ein Problem dar, sondern auch Entzündungen der Schleimhaut oder die Bildung von tiefen Zahnfleischtaschen. Diese sind im Wachzustand kaum zu diagnostizieren, sondern nur am schlafenden Tier. Denn hierbei muss mit einer Sonde jeder Zahn einzeln untersucht, unter die Zunge geschaut und auch die Backeninnenfläche kontrolliert werden.
Für Sie bedeutet das, dass eine Tierärztin am wachen Tier nie hundertprozentig sagen kann, in welchem Zustand sich das Gebiss Ihres Tieres befindet. Natürlich erkennt man gravierende pathologische Zustände, aber wie man so schön sagt: “Kleinvieh macht auch Mist”.
Eine weitere Hürde bei der Arbeit mit Heimtieren ist die Tatsache, dass sie leider kaum Schmerzen anzeigen, denn sie sind Beutetiere – wer krank ist, stirbt zuerst. Sie können ja nicht wissen, dass sie in menschlicher Obhut vor ihren natürlichen Fressfeinden geschützt sind.
“Aber kann ich denn zuhause ein beginnendes Zahnproblem erkennen?”
Ja, das geht. Dabei spielen regelmäßige Kontrollen der kleinen Racker eine entscheidende Rolle. Meinen Neukunden empfehle ich stets, die Tiere einmal wöchentlich durchzuchecken. Dabei sollten Sie alle Körperöffnungen kontrollieren, die Pfoten anschauen, einen Blick auf die Schneidezähne werfen, Temperatur messen und das aktuelle Gewicht erfassen.
Dadurch bekommen Sie ein Gefühl dafür, was die “Normalwerte” Ihres Tieres sind. Und wenn Sie Abweichungen bemerken (wie ein langsamer, aber stetiger Gewichtsverlust) können Sie schnell handeln und einen Termin in Ihrer Haustierarztpraxis vereinbaren.
Zur Dokumentation habe ich für unsere Kunden eine Tabelle erstellt, in der die Werte eingetragen und beim nächsten Besuch mitgebracht werden können. Sprechen Sie uns gerne bei Ihrem nächsten Besuch darauf an, dann schicken wir Ihnen diese Tabelle gerne zu.
Hinweise auf ein Zahnproblem
Hier habe ich Ihnen nochmal stichpunktartig festgehalten, welche Symptome auf ein Zahnproblem hinweisen können:
- Gewichtsabnahme trotz scheinbar guter Futteraufnahme – manchmal sind die Tiere lange am Futter, nehmen aber kaum etwas auf
- Sichtbar verminderte Futteraufnahme
- Nasenausfluss, Augenausfluss
- Futterreste an den Vorderpfoten oder um das Maul herum
- Gesteigertes Putzverhalten oder gar ganz ausbleibendes Putzen
- Zurückziehen, “Schlappheit&rdquo
- Schiefe Incisivi (schon die kleinste Veränderung ist ein Hinweis auf ein größeres Problem!)
- Durchfall
Im zweiten Teil dieser Reihe werde ich Ihnen erklären, wie die Zahnkorrektur abläuft und welche Rolle Sie als Besitzer dabei spielen.
Sie haben Fragen zu unserem Blog? Wenden Sie sich gerne jederzeit persönlich an unser Team. Liebe Grüße, Ihre Tierärztin Johanna Kern